Europameisterschaft August 1984 in Vaasa (Finnland)
Rückblick auf die EM mit 2x Mannschaftsgold in Finnland vor 40 Jahren
EM Tagebuch von Andreas v. dem Knesebeck (MGC Göttingen)
Dienstag, 7.8.84
Gerd und Usti treffen sich mittags auf dem Flughafen Helsinki. Nach dreistündigem Aufenthalt geht’s weiter nach Vaasa, wo erstmal die Anlagen in Augenschein genommen und Zimmer belegt werden. Am nächsten Tag geht’s rund. Bis zum Abend Training auf beiden Anlagen .
Donnerstag, 9.8.84
Als erste treffen Andreas und Axel auf dem Hamburger Flughafen ein. 10 Minuten später erscheinen Michael und Manfred. Nach der freudigen Begrüßung wird Kaffe getrunken und Olympiade geguckt, wobei Andreas beim dritten Versuch endlich den 200m Endlauf sehen kann. Um halb neun geht’s geschlossen zur Flughafenhalle, wo sich bereits fast die ganze deutsche Equipe versammelt hat. 9:25 Uhr Abflug mit der Lufthansa nach Helsinki.
12:15 Uhr OEZ Ankunft Helsinki, 4 Stunden Zeit bis zum Weiterflug nach Vaasa. Heinz-Horst sauste los, um eine Stadtrundfahrt zu organisieren. Inzwischen hatten sich einige deutsche Spieler auf einem Gepäckförderband niedergelassen, was dieses wohl gar nicht leiden mochte und sich plötzlich in Bewegung setzte. Die Stadtrundfahrt danach fand allerdings nicht den richtigen Anklang. 16:20 Uhr endlich geht’s weiter nach Vaasa. Nach „noblem“ Lufthansa-Service wird umgesattelt auf "Finnair", nach dem Motto: vom Mercedes zum Käfer 17:10 Uhr endlich in Vaasa. Nachdem sämtliches Gepäck in 6 Taxen verladen ist, geht’s ab zum Hotel. Nach der Zimmerbelegung werden beide Anlagen inspiziert, wobei Anlage B noch nicht einmal Plattenwege aufzuweisen hat. Beide Anlagen werden durch Gerd und Usti per Video präsentiert.
Freitag, 10.8. - Dienstag 14.8.84
Frühstück – Training – Mittagessen – Abendessen –Mannschaftsbesprechung – Schlafen…. Nein, nein, so schlimm war`s dann doch nicht. Trainiert wurde ab Samstag nur vor- oder nachmittags, wobei die restliche Zeit durch relaxen, Waldläufe, Spiele, Video, einer Radtour und einem Busausflug verbracht wurde.
Der Busausflug am Montag ging zu einem Freilichtmuseum in der Nähe von Vaasa, wo einige ziemlich alte Hausnachbauten bewundert werden konnten. Ein Haus hatte einen zeltförmigen Vorbau, wobei Usti meinte: “Oh, Indianer gab‘s hier auch mal,“ was ihm den trockenen Kommentar : „Ja, das könnte man meinen, wenn man nur sieht und nicht denkt!“ der Führerin und schallendes Gelächter der Umstehenden einbrachte.
Am Dienstag schließlich die Radtour, auf Fahrädern, die, hätte sie ein deutscher Verkehrspolizist gesehen, sofort aus dem Verkehr gezogen wäre. Aber sie fuhren, und das war ja die Hauptsache
Mittwoch, 15.8.84
Am Mittwochnachmittag schließlich die Eröffnung auf dem Marktplatz mit Musik und Tanzgruppe und vielen finnischen Reden, die sowieso keiner verstand. Erstaunt waren jedoch alle, als plötzlich ein älteres Berliner Ehepaar bei der deutschen Mannschaft auftauchte, das auf Urlaub in Finnland war. Außer den Reden gab es auch noch ein interessantes Vergleichsspiel zwischen Delegierten der Stadt Vaasa und dem IGBV-Vorstand. Gerd und RKG hielten sich hier sehr gut , brauchten sie doch auf der auf dem Marktplatz aufgebauten Filzbahn nur zwei Schläge. Aber sie hatten ja auch ausreichend auf der Filzbahn zwischen den beiden EM-Plätzen geübt. Danach ging’s per Fußmarsch zum 2 km entfernten Hotel Wakiaa, wo es noch ein paar Reden und auch etwas zu essen und zu trinken gab. Die einzelnen Nationen wurden beim Marsch von zwei finnischen Mädchen in Trachten angeführt, gefolgt vom (von der) Fahnenträger(in). Bei der deutschen Mannschaft war es Elfriede Daub.
Donnerstag 16.8. + Freitag, 17.8.84
Am Morgen ging’s dann endlich rund. Wie würde man gegen die Schweden und Finnen aussehen? Immerhin hatten beide Mannschaften wesentlich mehr Training auf beiden Anlagen. Aber das dies nicht ausschlaggebend ist, zeigte sich bei den Herren- als auch bei den Damenmannschaften nach der ersten Runde. Die deutsche Herrenmannschaft spielte folgendermaßen: Thomas Heck 23, Andreas von dem Knesebeck 21, Andreas Dittert 22, Dirk Czerwek 22, Michael Neuland 21, Thomas Mose 26, Axel Dreyer 20 und Walter Göbel 25. In den folgenden drei Runden konnte man natürlich frei aufspielen und baute somit den Vorsprung aus. Am Freitag kam dann alles auf die erste Runde an: Konnte man hier nochmals Boden gutmachen, dann stand dem Titelgewinn eigentlich nichts mehr im Wege. Gesagt, getan. Den Schweden wurden nochmals 12 Schlag abgenommen, der Vorsprung war also schon auf 40 Schlag angewachsen. In den beiden letzten Runden gab man nochmal einen Schlag auf Schweden ab und spielte mit Finnland gleich. Das war nach sieben Jahren erstmals wieder der Titelgewinn auf Eternit
Die Damen ließen es ähnlich angehen wie die Herren, nur das die Überlegenheit hier noch deutlicher war. Keine einzige Runde wurde abgegeben und am Ende siegten Elfriede Daub, Angela Morgenstern, Karin Schlapp und Gaby Weiß klar mit 48 Schlag vor Schweden. Beim darauffolgenden Feiern mit viel Sekt ging Heinz-Horst Meyer mehr oder weniger unfreiwillig im Bottnischen Meerbusen baden
Samstag 18.8.84
Nach dem Frühstück, bei dem in voller Lautstärke „We are the Champions“ von Queen über die Hotelanlage gespielt wurde,, ging es in die vier Endrunden.
Bei den Herren hatte Michael Neuland die besten Chncen auf den Titelgewinn, führte er doch bis zur letzten Runde mit 2 Schlag. Doch mit einer 25 in der letzten Runde – mit wirklich viel Pech – bedeutete „nur“ Platz 3. Europameister wurde Jari Siebenberg aus Finnland , somit der erste Europameister, der nicht aus Schweden oder Finnland kommt.
Bei den Damen war diese Dominanz noch ausgeprägter. Hier gewann deutlich Gabi Weiß vor Angela Morgenstern und Gaby Rahmlow.
Nach der Endrunde fand die Siegerehrung auf der Anlage statt, mit Fahnen hissen, Nationalhymne und der Medaillenverteilung. Beim Festabend wurde dann noch ausgiebig im Hotel Wakiaa gefeiert, wobei man die beiden jüngsten deutschen Spieler am Roulett-Tisch wiederfinden konnte. Morgens gegen 3:00 Uhr ging es dann zurück zum Hotel wo auf dem Zimmer der Schweden noch bis 5:00 Uhr weiter gefeiert wurde.
Sonntag, 19.8.84
Müde und verkatert sah man die deutsche Mannschaft beim Frühstück sitzen, die schließlich nach dem Kofferpacken und Verabschieden, gegen 11:00 Uhr zum Flughafen fuhr.
Dort hieß es warten bis zum Abflug 12:15 Uhr . Panik brach aus als 10 Minuten vor Abflug eine zweimotorige Propellermaschine, Typ Fokker landete. Einige deutsche Spieler wollten schon per Bahn zurück nach Helsinki fahren, ließen sich dann aber doch zum Flug überreden. Schließlich kam man nach zwei Zwischenlandungen doch noch wohlbehalten in Helsinki an.
An Bord der Lufthansa-Maschine wurde die deutsche Mannschaft zwar extra begrüßt. Aber es war nicht möglich, sie zusammen irgendwo sitzen zu lassen.
Alles in allem waren es schöne und erfolgreiche Tage in Finnland
Ergebnisliste:
https://www.minigolfnews.com/docs/em84res.pdf
Text übernommen vom Bahnengolfer 1984
Lieben Dank an Rüdiger Nitz für die Fotos
Erika von dem Knesebeck
- Pressewart -